Oppositioneller zu drei Jahren Haft verurteilt
Addis Abeba (AFP) - Amnesty International hat der Regierung Äthiopiens vorgeworfen, "unerbittlich" gegen die Volksgruppe der Oromo vorzugehen. Tausende Mitglieder der größten ethnischen Gruppe in dem nordostafrikanischen Land seien wegen ihrer angeblichen Opposition zur Regierung willkürlichen Verhaftungen ausgesetzt, hieß es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation. Die Regierung in Addis Abeba gab indes die Verurteilung eines oppositionellen Journalisten zu dreijähriger Haft bekannt.
Zahlreiche Menschen würden in Äthiopien ohne Anklage für lange Zeit inhaftiert, kritisierte Amnesty. Es gebe Fälle von "Verschwinden lassen", von Folter und von außergerichtlichen Hinrichtungen. "Dutzende tatsächliche oder vermeintliche Oppositionelle" seien getötet worden. Seit dem Jahr 2001 wurden Amnesty zufolge mindestens 5000 Oromo festgenommen, häufig unter fadenscheinigen Gründen. Viele würden beschuldigt, die Rebellengruppe der Oromo-Befreiungsfront (OLF) zu unterstützen.
Der Bericht stützt sich auf mehr als 200 Interviews, die Amnesty mit ehemaligen Häftlingen nach ihrer Flucht in Kenia, Somaliland und Uganda führte. "Prügel, Elektroschocks, Scheinhinrichtungen, Verbrennungen durch erhitztes Metall und Vergewaltigung" wurden als Foltermethoden genannt. Eine junge Frau berichtete, ihr sei heiße Kohle auf den Bauch geschüttet worden, weil ihr Vater der Unterstützung der Rebellen bezichtigt wurde. Ein Lehrer beschrieb, wie ihm ein Bajonett ins Auge gestochen wurde, weil er sich weigerte, "Propaganda über die Regierungspartei" zu verbreiten.
Die äthiopische Regierung reagierte zunächst nicht auf den Bericht. In der Regel weist sie Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen über willkürliche Festnahmen oder Folter kategorisch zurück. Die OLF kämpft für größere Autonomie zugunsten der rund 27 Millionen Oromo, deren Sprache sich sich von der offiziellen Staatssprache Amharisch unterscheidet.
Ein Regierungssprecher in Addis Abeba bestätigte, dass ein weiterer Journalist zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Temesghen Desalegn, der Meinungsartikel für eine inzwischen geschlossene Zeitschrift geschrieben hatte, sei am Montag wegen Diffamierung und Anstiftung zur Unruhe zu drei Jahren Haft verurteilt worden, sagte er.
Desalegn hatte sämtliche Vorwürfe stets zurückgewiesen. Eine genauere Begründung für das Urteil nannte der Regierungssprecher nicht. Er verwies vielmehr auf die Unabhängigkeit der Justiz. Menschenrechtsorganisationen zufolge sitzen in Äthiopien derzeit mindestens 17 Journalisten im Gefängnis. Auf dem afrikanischen Kontinent ist die Zahl nur im benachbarten Eritrea höher.
Source : http://www.ethiomunich.com/component/k2/item/67-amnesty-%C3%A4thiopien-geht-gnadenlos-gegen-oromo-volk-vor
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